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halb grüngold halb boje | Galerie Markt Bruckmühl

Sie ist eine im Experiment erfahrene Künstlerin, die ihr Medium, die abstrakte Malerei, immer neuen Versuchsanordnungen aussetzt. Wie jede Forscherin geht sie mit Bedacht vor, setzt einen Schritt nach dem anderen. Blickt manchmal zurück auf ihr Repertoir an Einsatzmitteln und prüft sie doch nur auf neue, andersartige Verwendbarkeit. Sie ist in ihrem Atelierreich die allein Verantwortliche, sie ist eine autonom Handelnde. Von den Keilrahmen, von den Leinwänden als Bildgrund hat sie sich verabschiedet, um ein kaltes, glattes, unsentimentales Material zum Einsatz zu bringen, Aluminium. Sie schätzt an den Aluminiumplatten das unerbittlich Präzise, die exakten Kanten, dass die Platte endet, wo sie endet.

Um dieser anfänglichen Kälte des Bilduntergrunds zu begegnen, braucht man Entschlossenheit und Mut, dennoch strahlen die Arbeiten der Künstlerin Zartheit und Verletzlichkeit aus. Natürlich kann sie auf ihre Erfahrung setzen, auf ihr Instrumentarium, ihre routinierten Versuchsanordnungen, manchmal auch Tricks. Um sich da selbst zu entkommen, braucht und gebraucht sie ungewöhnliche Helfer. Der Zufall ist einer davon. Er kommt zum Einsatz, wenn Stillstand droht. Gerufen oder ungerufen ist er auf dem glatten Bildträger ein Faktor, den man gewähren lassen kann, vielleicht aber auch bändigen muss. In jedem Fall trägt er in sich die Möglichkeit, Gewohnheiten aufzubrechen und das Sehfeld zu erweitern.

Die Künstlerin agiert und wartet im Wechsel. Sie lässt zu und verwirft. Sie dreht ihre Bilder auf den Kopf, malt daran weiter. Sie schafft bewusst Unordnung, ordnet dann wieder das Bewusstsein. Sie verwirft und entdeckt im Zurückgestellten bisher Verborgenes. Sie malt daran weiter.

Neben anderen Problemstellungen geht es in der abstrakten Malerei auch um die Ermöglichung von Raum und Tiefe auf einem flachen Bildträger. Das Anbieten interessanter räumlicher Illusionen ist in der gegenständlichen Malerei Teil der Kunstfertigkeit, in der abstrakten Malerei ist es allein der Farbe überlassen, räumliche Effekte zu erzielen. Die zarte Durchsichtigkeit der Malschichten, die Transparenz, die Erfahrbarkeit des Hintereinander der Farben, das alles ist kennzeichnend für die Malerei von Doris Hahlweg. Kultiviertes Experimentieren verbunden mit der Fähigkeit die vielen Details auf dem Malgrund souverän zu entscheiden, das sind ihre Mittel in einem andauernden, geduldigen Malprozess.

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